Dienstag, 6. November 2012

Der Oktober in Vaasa: Eishockey, SITSIT, Familienbesuch, der erste Schnee und Piratenkreuzfahrt nach Stockholm

Hallo zusammen! Ui, dieser Eintrag wird mal wieder lang werden! Ich glaube ich unterteile ihn mal in Unterkapitel. Also. Los geht's!
Eishockey
Also, zuerst mal zum ersten Event nach dem Lappland-Trip mit Arnaud: Wir haben ein Eishockeyspiel gesehen! Also das Spiel an sich war ok, Vaasa Sport spielt in der Mestis, das ist hier in Finnland die zweithöchste Eishockeyliga, und dort hat Vaasa 2009, 2011 und 2012 sogar den 1. Platz gemacht! Wir haben das Spiel gegen HCK gesehen (zu der Zeit Tabellenletzter, Vaasa dagegen zu der Zeit Tabellenerster), was Vaasa aber leider verloren hat. Aber man muss sagen, dass sie echt bis zum Ende gekämpft haben! Im letzten Drittel stand es kurz vor Ende 5:0 für HCK. Und Vaasa hat dann innerhalb von 5 Minuten noch 4 Tore gemacht, den Ausgleich aber leider nicht mehr geschafft. Die Stimmung im Stadion war allerdings im Vergleich zu Hannover...naja, quasi nicht vorhanden. Niemand (nichtmal im Fanblock) hatte ein Trikot an, die Begeisterung bei den Toren wurde verhalten bis gar nicht gezeigt und die Moderation war auf Finnisch, also völlig intonations- und emotionslos. Trotzdem hab ich mich im Stadion gleich wieder ein bisschen zuhause gefühlt und will mir auf jeden Fall noch mindestens ein Spiel angucken!!!
SITSIT
Am Mittwoch danach war die Internationale SITSIT. SITSITs (oder in schwedisch auch SITs) sind traditionell finnische (und auch schwedische) Studentenparties, bei denen es hauptsächlich ums essen, trinken (natürlich) und singen geht. Die Partys haben meistens ein Motto (bei uns war es Las Vegas), nach dem die Gäste sich verkleiden müssen und es gibt eine Sitzordnung. Man setzt sich auch lieber auf den richtigen Platz, denn es gibt spezielle Regeln, deren Nichteinhaltung bestraft wird!
Es gibt die "Toastmaster", die Chefs sozusagen. Sie bestimmen wann getrunken, gegessen und gesungen wird, wann Pause ist und wann es kleine competitions gibt. Für die competitions wird dann immer eine bestimmte Gruppe nach vorne gerufen (bei uns wurde das ganz Las-Vegas-mäßig mit Spielkarten entschieden und es mussten dann z.B. alle Könige nach vorn) und muss irgendeine Aufgabe erledigen, z.B. Schokolade auf Geschwindigkeit essen oder das peinlichste Erlebnis was man je erlebt hat erzählen oder so. Ach ja: Auf Toilette gehen ist auch nur während der offiziellen Pausen erlaubt, und wer sich nicht daran hält wird bestraft. Ein paar Leute haben das auch direkt ausprobiert. Der erste musste nur seine Hose auf links drehen und dann so anziehen, aber die beiden anderen, die es danach noch einfach so gewagt haben auf Toilette zu gehen mussten irgendwas total Ekliges essen, und zwar bis zum letzten Krümel. Ich glaube was die essen mussten war irgendein süßer Auflauf mit einer ganzen Flasche Tabasco und Pfefferminzsoße.
Familienbesuch!
Am  20. kam dann schon meine Mama! Mit 25 Kilo Gepäck (noch mehr Klamotten, Schokolade und Jagertee, yippie!) sind wir dann im Taxi nach hause gefahren, weil es samstags keine Busse zum Flughafen gibt - ich entschuldige mich hiermit beim SVHI; die Busverbindungen hier in Vaasa können den schlechten Service tatsächlich noch unterbieten! Naja. Dafür hatte ich für abends die Sauna in Linna reserviert (hat auch nur einmal montags um 8h aufstehen und zur Liste gehen gekostet).
Am Sonntag haben wir erstmal mit dem Fahrrad Vaasa unsicher gemacht. Die Stadt angucken kann zwar innerhalb von 10 Minuten abgehakt werden, aber wir haben uns noch sämtliche Strände in Vaasa angeguckt, natürlich die Uni, und sind dann noch ein bisschen weiter nach Gamla Vaasa und über einen "Schleich"-Wald- und Moorweg zurückgefahren. Abends haben wir dann echten Elch gebraten...- total eklig! Also das Fleisch war wirklich nicht lecker, total zäh und knorpelig und das obwohl es schon so eine Art Gyros war. Ich glaube, Elchsteaks gibt es gar nicht, so zäh wie das Zeug ist!
Montagmorgen sind wir dann mit dem Zug nach Helsinki gefahren - und an dieser Stelle möchte ich mal die finnische Bahn loben: es gibt ein kostenloses offenes WLAN-Netz im Zug und die Züge sind eigentlich immer pünktlich!
In Helsinki sind wir erstmal zum Hafen gegangen und nach Suomenlinna gefahren. Dort war es sogar noch so schön sonnig, dass wir uns auf die Felsen gesetzt haben und mit Blick aufs Meer gepicknickt haben. Und die Tunnel haben wir diesmal auch alle gefunden! Der eine war besonders gruselig, weil er so lang war und wirklich komplett stockdunkel. Man geht 2 Meter ins Tunnelinnere und sieht wirklich die Hand nicht mehr vor Augen! Gott sei Dank hatte ich eine Taschenlampe dabei... Als wir von Suomenlinna wiederkamen war es schon fast abends und wir konnten ins Hotel, die Sachen wegbringen und dann natürlich wieder auf die Piste - und zwar in die Ateljee Bar. Eine Bar im gefühlt 1000. Stockwerk, wo man mit Blick über Helsinki super leckere Cocktails genießen kann! Am Dienstag haben wir dann natürlich noch die anderen Sehenswürdigkeiten angeguckt: die Domkirche, den Senatsplatz, Havis Amanda, die Uspenski-Kathedrale, die alte Markthalle, Stockmann, das schwedische Theater, den Bahnhof, die Eisbrecherflotte, Präsidentenpalais, die Felsenkirche... und abends ging es dann mit dem Zug wieder zurück nach Vaasa.
Am nächsten morgen konnten wir dann direkt unser Auto von Hertz abholen (einen Nissan Micra! Dabei hatte ich mir doch geschworen, lieber zu Fuß zu gehen als in einen Nissan Micra zu steigen :-S)
 und sind Richtung Rovaniemi gefahren! Wir hatten dort in Ounasvaaran Pirtit (falls ihr euch noch an die Skischanzen erinnert: direkt dort) ein Cottage mit eigener Sauna gemietet. Die Fahrt dahin war wegen der ganzen Blitzer (das hatte ich letztes Mal glaub ich gar nicht erwähnt: ungefähr alle 100 Meter steht ein Blitzer) und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 60 bzw. 80km/h eher anstrengend, und wir waren echt froh als wir endlich da waren. Zwischendurch haben wir allerdings noch Pause in Jakobstad Kokkola gemacht. Deshalb war es dann schon fast dunkel, als wir an Oulu vorbei gefahren sind, und es war auch ein bisschen gruselig, im Dunkeln durch komplett abgelegene Gebiete mit nur Wald zu fahren. Gott sei Dank haben wir im Dunkeln nicht gesehen, dass ein bisschen Schnee lag und die Straße relativ vereist war. Ein Elch ist uns aber nicht vors Auto gelaufen. Und: Unser Auto hatte Spikes an den Reifen!!! War auf jeden Fall ein gutes Fahrgefühl.
Abends sind wir dann natürlich direkt in die Sauna und ich muss sagen, das Haus und die Gegend mit dem Schnee und so hatten schon was von Mini-Skiurlaub!
Am nächsten Tag haben wir dann den Schnee draußen richtig gesehen und es war richtig kalt! Wir sind zum Pyhätunturi-Nationalpark noch ein Stück weiter im Norden, wo schon richtig viel Schnee lag! Auf dem Weg dahin haben wir jede Menge vereister Seen und zwei Rentiere neben der Straße gesehen.
Im Nationalpark sind wir dann die Route Nummer 1 gewandert. Und das war so schön! Man geht erst durch den Wald und kommt irgendwann zu einer kleinen Holzhütte, in der es Feuerholz gibt, sodass man sogar ein Feuerchen anmachen und dort richtig gut Pause machen kann. Wir hatten nur leider keine Streichhölzer dabei. Fail!
Direkt von der Hütte aus ging dann eine Treppe in eine Schlucht runter, die war ja mal richtig beeindruckend! Total einsam, ohne Sonne (rechts auf dem Berggipfel hat man die Sonne aber noch gesehen) und man muss die ganze Zeit auf soner Art Steg gehen, weil es dort wohl ziemlich sumpfig ist und auch ab und zu mal (jetzt natürlich zugefrorene) Seen kamen. Aber ich glaube da sagen Bilder einfach mal wieder mehr als Worte. Ein bisschen später (wieder aus der Schlucht raus) kam dann die nächste Hütte, in der wir nochmal kurz Rast gemacht haben und uns mit ein bisschen Tee aufzuwärmen. Die Hütte war genauso einsam wie die andere und hatte sogar noch mehr Feuerholz und richtige Bänke und Tische. Wir mussten uns allerdings ein bisschen beeilen weil wir noch vor der Dunkelheit wieder in der Zivilisation sein wollten. Und dann ist es passiert: Als wir aus der Hütte kamen sind gerade direkt davor zwei Rentiere langgelaufen! Wie friedlich!!! Auf dem restlichen Weg haben wir dann noch mehrere Rentiere gesehen und mussten noch ein paar Skipisten kreuzen, die gerade beschneit wurden. Wahnsinn, aus was die hier alles Pisten machen! Die Steigung ist so ungefähr wie im Harz. Nur eine weitere Sicht hat man. Wir hatten das Gefühl, am Horizont sogar schon Eisberge zu sehen, wobei das eigentlich nicht sein kann.
Als es dann schon ziemlich dunkel war sind wir Gott sei Dank wieder unten beim Auto angekommen und haben die Temperaturanzeige gesehen: -14°C! Auf dem Rückweg nach Rovaniemi sind die Autoscheiben von innen eingefroren und obwohl die Heizung auf der höchsten Stufe eingestellt war wurde es irgendwie nicht richtig warm. Gut, dass wir die Sauna hatten, hehe!
Am Freitag war leider der letzte Tag in Lappland. Wir waren morgens noch im Weihnachtsdorf und mussten uns dann schon wieder auf den Heimweg Richtung Vaasa machen. Aber die Landschaft hat sich nochmal von ihrer besten Seite gezeigt! Schnee lag in Rovaniemi zwar nicht so viel, aber weil es so kalt war sind die Bäume gefroren und wir haben auch noch ein paar Rentiere gesehen.
Abends sind wir dann relativ spät wieder in Vaasa angekommen und am nächsten Morgen musste ich Mama leider schon ganz früh zum Flughafen bringen, weil der Flieger schon um 6h20 ging. Und danach musste ich dann direkt das Auto wegbringen! Das war vielleicht traurig!  Erst Mama weg, dann auch noch Auto weg, und begrüßt hat mich nur mein eingeschneites Fahrrad. Genau, das war nämlich die kleine Überraschung, als wir wieder in Vaasa ankamen: Es hatte geschneit! Und für 2 Tage sah alles sehr sehr schön aus! Ein paar Fotos vom Strandspaziergang mit Elena und Isabel kommen weiter unten. Da der Schnee und die Dunkelheit (mittlerweile geht die Sonne erst nach 8 auf und schon um 4 unter) uns irgendwie alle in Weihnachtsstimmung versetzt haben, haben wir dann direkt am Samstag Lebkuchenhäuser, -Mumins und -Elche gebacken. Mittlerweile ist allerdings der Schnee wieder getaut und es ist auch wieder ein wenig wärmer geworden und so sieht jetzt alles einfach richtig traurig und grau aus.
Stockholm
Nichtmal eine Woche später (letzten Donnerstag) sind wir nach Stockholm gefahren! Und zwar mit der Silja Symphony und zusammen mit über 1000 anderen Erasmus-Studenten aus ganz Finnland! Ein paar Familien mit kleinen Kindern waren auch an Bord, die taten mir echt leid unter den ganzen feiernden Studenten. Allerdings hatte ich auch schon vorher gehört, dass viele dieser Fähren haupstächlich dazu da sind, um sich mal so richtig die Kante zu geben. Auch ältere Leute. Außerdem wird auf den Fähren (verhältnismäßig) billig Alkohol verkauft, sodass am Ende viele mit kleinen Wagen voller Bier und anderen Getränken vom Schiff gegangen sind. Auf die Fähre, die Elena und ich zuerst buchen wollten, um nach Tallinn zu fahren, darf man erst mit 21, weshalb Elena noch nicht mitgedurft hätte. Das mus abgehen... So, aber zurück zum Stockholm-Trip!
Die "Kreuzfahrt" stand unter dem Motto "Piraten" und einige hatten sich wirklich in Schale geschmissen! Zuerst war noch alles super, es gab eine Begrüßungsshow, ein Buffet mit all you can eat & drink (für einige schon das "Todesurteil"), und vorne im Club hat eine südafrikanische Band ein ziemlich gutes Programm angeliefert, aber irgendwann in der Nacht gab es wohl einen Sturm und das ganze Schiff hat angefangen zu schwanken! Hätte nie gedacht, dass ein so großes Schiff so schaukeln kann! Ziemlich viele (auch ich leider) sind echt seekrank geworden und somit war die restliche Nacht dann wirklich der Horror. Dafür war das Aufwachen am nächsten Morgen umso schöner: Um in den Hafen von Stockholm zu kommen fährt man mit dem riesigen Kahn durch die immer enger werdenden Schären, Inseln und Inselchen, und auf jeder steht ein kitschiges Holzhaus! In Stockholm selber hatten wir dann leider nur ein paar Stunden, weshalb unser Sightseeing-Programm am Ende etwas in Stress ausgeartet ist weil wir zum Schiff rennen mussten, aber wir haben trotzdem das Wichtigste gesehen: Den Palast natürlich, die Altstadt (Gamla Stan, nicht Gangnam Style wie manche beim Quiz vorher geschrieben hatten... Apropos: Auf der Busfahrt gab es noch ein Quiz, bei dem Elena und ich den 3. Platz gemacht und dadurch eine Augenklappe und ein Tattoo gewonnen haben), die Shopping-Meile, das Rathaus und die Vasa.
Die Rückfahrt war auch sehr viel angenehmer, aber da uns vom Sightseeing die Füße etwas wehtaten und unser Lied, was wir in der Karaoke singen wollten, schon vorher 3 Mal gesungen wurde, haben wir in unserer Kabine alle Tabu-Karten durchgespielt.
Achja, zum Thema Uni...
Ich wurde in letzter Zeit öfter darauf angesprochen, dass mein Blog mein Auslandssemester so aussehen lässt, als würde ich hier nur Party machen... das stimmt nur TEILWEISE! An den Wochenenden sind wir eigentlich immer unterwegs, aber unter der Woche geh ich auch durchaus mal zur Uni! Jetzt hat auch die zweite "period" angefangen, das Semester ist nämlich hier nochmal unterteilt, und so habe ich manche Kurse schon beendet und muss dafür "nur" noch die Hausarbeiten abgeben, andere Kurse habe ich einfach weiterhin, und einige neue Kurse sind noch dazu gekommen. Und irgendwie haben sich alle Dozenten dazu entschieden, dass ausgerechnet im November, wo ich doch wirklich jedes Wochenende weg bin, alles abgegeben werden muss :-(. Ich werde also die nächsten Wochen viel am Schreibtisch sitzen und irgendwelche Bücher lesen und versuchen, darüber ein "reading diary" zu schreiben! Ansonsten ist die Uni eigentlich wie bei uns. Letztens hatten Elena, Terka und ich allerdings ein besonderes Ereignis: In Literatur Englisch hatte unser Dozent in der ersten Stunde gesagt, dass wir die Powerpointfolien in der nächsten Stunde in ausgedruckter Form bekommen würden, was dann aber nicht der Fall war. Learnweb gibt's für den Kurs auch nicht, und so hatte ich mal allen Mut zusammengenommen und ihn gefragt, ob er uns die Folien evtl. irgendwie zukommen lassen könnte, und nach der nächsten Stunde hat der Dozent mich dann auch direkt darauf angesprochen. Eigentlich wollte er ja die Folien nicht rausgeben, weil er möchte, dass wir mitschreiben, aber nachdem er dann noch mit Terka über tschechisches Bier geredet hatte und erzählt hatte, dass er ja so neidisch wäre, weil wir so mitten in Europa leben würden und es hier in Finnland (und genauso in England, wo er ursprünglich herkommt) ja gar nichts geben würde, meinte er dann zu mir er hätte jetzt doch Mitleid und hat mir seine ausgedruckte Version des Kurses gegeben. Mit der Bedingung, dass ich sie noch am selben Tag zurückgeben müsste und sie auf KEINEN FALL an einen Finnen aus dem Kurs weitergeben dürfte! Wenn er einen Finnen damit sehen würde wüsste er ja wer dafür verantwortlich ist und die Konsequenzen wären nicht lustig. Oha! Ich hab mich natürlich daran gehalten, aber ein bisschen unfair gegenüber den finnischen Kursteilnehmern finde ich es schon. Andererseits hätten sie ihn ja auch fragen können.
Ansonsten gibt es eigentlich nicht soo viel Neues, ich freue mich auf Sonntag in Tallinn! Und mir ist noch ein Witz wieder eingefallen, den uns unserer Busfahrer auf der Fahrt nach Helsinki erzählt hatte: Was ist der Unterschied zwischen einer finnischen Hochzeit und einer finnischen Beerdigung? Auf der Beerdigung ist einer weniger betrunken!
Und für alle finnlandinteressierten Leseratten: Mama hat mir ein super Buch mitgebracht: Finne dich selbst! von Bernd Gieseking. Lustig geschrieben und sagt echt was über das Land aus. Da es wahrscheinlich super lange dauern würde, bis die Seite geladen würde, wenn ich alle Bilder hier verlinke, mache ich dafür nochmal extra Posts. Also nicht wundern. Bis bald!

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